Frisch auf den Tisch 28. juni - 19. juli
luisa landsberg			krischan ahlborn
POP - Plates of poverty				Terroristengedeck
Ein Teller ist Teil des Geschirrs, wird zum Speisen, Anrichten und Verzehren von Speisen verwendet. Wandteller hingegen sind dieser Funktion enthobene Sammler-objekte, denen in der Regel der Geruch des Kleinbürgerlichen-Spießigen anhaftet. Oftmals handelt es sich um Erinnerungs-stücke von Städtereisen, Souvenirs von touristischen Attraktionen, die in klische-ehafter Weise präsentiert werden. Solche Wandteller sind keine Luxusartikel, son-dern eher lieblos gestaltete Massenware.
Das haben sie mit den 55-Cent-Schnäp-pchen der Billig-Discounter gemeinsam, die seit einigen Jahren gerade dort das Bild der Einkaufsstraßen beherrschen, wo viele Menschen mit geringem Einkommen leben. In diesen Läden kann sich jede/r etwas leisten - auch ohne viel "Geld auf Tasche". Der rasante Verschleiß der Produkte ist dabei bekannt, sogar erwünscht, schließlich ermöglicht er im-mer wieder neues Kaufvergnügen. Wer konsumiert ist nützlich, gehört "dazu", ist etwas "Wert", trägt dazu bei, den Wirt-schaftskreislauf weiter in Gang zu halten. Dabei gerät aus dem Blick, dass auch die Ressourcen in den Herstellungsländern verschlissen werden: Menschen, die als billige Arbeitskräfte dienen, die Umwelt. Traditionelle Produktionsweisen und kulturelle Besonderheiten werden den Gesetzen (früh-)industrieller Produktion geopfert.
Auf den ersten Blick wirken die "plates of poverty" lustig, witzig schrill: Eine schön arrangierte Anhäufung von Spielzeug. Die Üppigkeit und Fülle erweist sich bei näherer Betrachtung jedoch als bloßer Schein. Eine dauerhafte Befriedigung, wie sie natürliche Materialien, hochwertige Verarbeitung und handwerkliche Gestal-tung vermitteln, bleibt aus. 55-Cent-Artikel sind Plastik-Artikel. Sie werden aus dem gleichen Material hergestellt, in das sie auch verpackt werden. Der Verpackungs-müll landet mit etwas gutem Willen gleich in der Tonne - das Verpackte selbst wird bald folgen.
Die Tapete, neben der die Teller hängen, verweist auf eine Zeit als die Lust am Kauf schöner, luxuriöser Dinge, mit Konsum-gütern befriedigt wurde, die möglichst ein Leben lang halten sollten.
Die "plates of poverty" sind Ex-und-Hopp-Produkte, Ausdruck der Wegwerfgesell-schaft. Wer von ihnen isst, wird niemals satt.